Dr. med. christa mannfeld-hartung

1900 - 1979 |

Engagierte Kinderärztin |

Radebeul

 


Quelle: Stadtarchiv Radebeul, Digitalfotos-Signatur DF335, DF 336
Quelle: Stadtarchiv Radebeul, Digitalfotos-Signatur DF335, DF 336

Christa Edda Anna Ilse Charlotte Hartung wurde am 13.Dezember 1900 als erstes von sechs Kindern des Pfarrers Johannes Hartung und seiner Ehefrau Gustava geb. Schmidt in Gernrode (Harz) geboren. Der Umzug zu ihrer Tante Clara Schmidt in die herzogliche Residenzstadt Oldenburg erwies sich als Glücksfall. Christa entdeckte das Lernen für sich, machte sich mit Kunst und Musik vertraut und erstrebte einen guten Schulabschluss. Im März 1920 legte sie an der Cäcilienschule das Abitur ab. Anschließend wollte sie Medizin studieren, ihr Vater verweigerte aber zunächst seine Zustimmung. Erst die glückliche Genesung nach einer schweren Verletzung bewegte ihn dazu, den Wunsch der Tochter zu erfüllen.

 

 

Von 1921 bis 1926 studierte Christa Hartung als eine der wenigen weiblichen Studenten Medizin an den Universitäten Halle und Leipzig und erhielt 1927 ihre Approbation. Als Dr. med. arbeitete sie zunächst an der Universitätsklinik Leipzig sowie ab 1930, während der Facharztausbildung, als Assistenzärztin an der Kinderklinik des Stadtkrankenhauses Dresden-Johannstadt. Als dieses 1932 aus Ersparnisgründen geschlossen wurde, eröffnete die junge Ärztin 1932 in Oberlößnitz, Sophienstraße 6, ihre eigene Praxis. Zum 1. Juli 1933 verlegte sie diese in die Gellertstraße 15 in Radebeul, welche für 45 Jahre ihre Wirkungsstätte sein sollte. Als einzige Kinderärztin der Stadt gehörten fast alle Kinder Radebeuls zu ihren PatientInnen. Zu Hausbesuchen, die sie auch in die umliegenden Gemeinden führten, fuhr sie mit dem eigenen Auto – in den 1930er Jahren ein Anblick mit Seltenheitswert. Dies zeigt hervorragend die enorme Selbstständigkeit von Christa Hartung und ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, sich in einer damaligen Männerdomäne zu behaupten. 1938 heirateten Christa Hartung und der Diplomoptiker Erich Mannfeld (1906-1945). In den folgenden Jahren wurden die Töchter Aenne und Maria geboren. Der Zukunftsplan der Eheleute, ein modernes und gleichberechtigtes Leben mit Familie und Berufstätigkeit zu führen, zerbrach, da Erich Mannfeld als Soldat wenige Wochen vor Kriegsende 1945 ums Leben kam.  

 

Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieben die Lebensumstände schwierig: zahlreiche Kinder erkrankten, litten an Unter- oder Fehlernährung. Aus diesem Grund wurde im September 1945 im Krankenhaus Radebeul eine Kinderabteilung mit 30 Betten eingerichtet, deren Leitung Christa Mannfeld-Hartung übernahm. Zudem führte sie die Mütterberatung durch, hielt Vorträge zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern, betreute die Kinder in den Schulen und Kindergärten und arbeitete parallel in ihrer privaten Niederlassung. Dieses Arbeitspensum ließ sich als Alleinerziehende nur durch die Unterstützung engagierter MitarbeiterInnen im fachlichen (hier zu nennen ihre rechte Hand in der Praxis, Schwester Gisela Bluhm) sowie privaten Bereich (zu erwähnen ist v.a. ihre wichtigste Vertraute, Frau Anna Watzke) bewältigen. In ihrer wenigen Freizeit besuchte Christa Mannfeld-Hartung gern Konzerte und Kunstausstellungen. Im Oktober 1966 wurde die Privatpraxis in der Gellertstraße in eine Kinderabteilung der Poliklinik Radebeul umgewandelt, deren Leitung sie bis zum Mai 1978, ihrem Eintritt in den Ruhestand im 78. Lebensjahr, innehatte.

Dr. med. Christa Mannfeld-Hartung verstarb am 19. April 1979. Viele Einwohnerinnen und Einwohner von Radebeul bekundeten ihre Anteilnahme sowie Anerkennung und Dankbarkeit für die Frau, die mehr als vier Jahrzehnte engagiert und aufopferungsvoll als örtliche Kinderärztin tätig gewesen war.

 

Autorin: Romy Leidhold


Einweihung am 30. September 2019 in Radebeul

 

Vierzehnte "frauenorte sachsen" Gedenktafel steht nun in Radebeul

 

Am 30. September 2019 wurde in Radebeul die Tafel zu Ehren Dr. med. Christa Mannfeld-Hartungs eingeweiht.

Die Gedenktafel hängt an der Grundstücksmauer ihrer ehemaligen Praxis auf der Gellertstraße 15 in Radebeul. Heute ist es das Wohnhaus ihrer Enkelin, die natürlich auch an der Einweihung teilnahm und viel zur Realisierung dieses Frauenortes beitrug. Die Gedenktafel ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich.

 

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom zweiten Bürgermeister der Stadt Radebeul Herrn Lehmann. Anschließend richtete Susanne Köhler, Vositzende des Landesfrauenrat Sachsen e.V., ein Grußwort an alle Gäste. Die Vorstellung des Projektes "frauenorte sachsen" übernahm Jessica Bock.

Zur Einweihung sind viele Verwandte, Freunde und Bekannte Mannfeld-Hartungs erschienen, die die Möglichkeit genutzt haben, um viele sehr persönliche Geschichten von, mit und über die Radebeuler Kinderärztin zu erzählen.

 


Quelle: Radebeuler Reporter
Quelle: Radebeuler Reporter

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