LILI ELBE

1882-1931 | Malerin

Dresden


Foto: Man into Woman, An Authentic Record of a Cha. Wellcome Collection. Attribution 4.0 International (CC BY 4.0), https://wellcomecollection.org/works/bptvdmq5
Foto: Man into Woman, An Authentic Record of a Cha. Wellcome Collection. Attribution 4.0 International (CC BY 4.0), https://wellcomecollection.org/works/bptvdmq5

Lili Elbe wurde am 28. Dezember 1882 im dänischen Vejle als Kind von Mogens Wilhelm Wegener und Ane Marie Thomsen geboren. Ihr wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeschrieben und sie lebte bis Anfang der 1910er-Jahre öffentlich als männlich wahrgenommene Person.

 

Sie studierte an der Königlich Dänischen Kunstakademie mit dem Fokus auf Landschafts- und Architekturmalerei. Während des Studiums lernte Lili Elbe die Künstlerin und ihre spätere Ehefrau Gerda Wegener, geborene Gottlieb, kennen. Frisch verheiratet, porträtierte diese Lili Elbe bereits 1904 als Frau, wobei die Identität der Abgebildeten weitestgehend geheim gehalten wurde. In der Kunstszene Kopenhagens erregten die Wegeners nicht nur mit ihren Werken zunehmend Aufmerksamkeit, da ihre ungewöhnliche Ehe zum offenen Geheimnis wurde. Deshalb zogen sie 1912 in die progressivere Kunstmetropole Paris, wo ein etwas freieres Dasein als Künstlerinnen und Paar unter der Bohème möglich war. In Paris und Versailles fertigte Lili Elbe Stadtansichten und Landschaftsgemälde im postimpressionistischen Stil. Insbesondere die Darstellungen der Gärten von Versailles mit Wasserspielen, Skulpturen, Flora und Architektur brachte die Malerin mit viel Gespür für Farbe und Licht auf die Leinwand. Beruflich konnten beide Erfolge verbuchen und in Paris und Kopenhagen ausstellen.

 

Ein Doppelleben musste Lili Elbe dennoch führen. In offiziellen Kontexten stellte sie sich als Schwägerin Gerda Wegeners vor und konnte nur unter engsten Freund*innen offen und authentisch sein, was sie zunehmend belastete.

 

Daher wandte sich Lili Elbe auf Empfehlung des Gynäkologen und Leiters der Frauenklinik in Dresden Prof. Dr. Kurt Warnekros, den sie 1929 in Paris traf, an das Institut für Sexualwissenschaften und dessen Gründer Magnus Hirschfeld. In einer Berliner Praxis wurde 1930 der Verdacht auf Intersexualität vermerkt und eine erste geschlechtsangleichende Operation durchgeführt. Danach wurde Lili Elbe an die Frauenklinik Dresden überwiesen, wo am 26. Mai 1930 eine zweite Operation durch Warnekros folgte. In Dresden nahm sie den Namen ‚Elbe‘ an – wohl als Zeichen der Dankbarkeit für den Ort und seine Menschen, welche ihr eine Art Wiedergeburt ermöglichten. Aufgrund der Geschlechtsangleichung war Lili Elbe nun auch in offiziellen Dokumenten als Frau anerkannt, wodurch jedoch ihre Ehe annulliert wurde. Am 26. November 1930 nahm das Justizministerium in Dänemark den Wunschnamen ‚Lili Ilse Elvenes‘ auf.

 

Vermutlich in Folge von Komplikationen durch eine weitere Operation am 17. Juni 1931 starb Lili Elbe am 12. September desselben Jahres. Da die Dokumente der Frauenklinik Dresden im Zweiten Weltkrieg verloren gingen, bleibt die genaue Todesursache Spekulation. Ihre Beisetzung fand auf dem Trinitatisfriedhof statt, wo das Grab nach dessen Einebnung in den 1960er-Jahren am 15. September 2016 auf Initiative der Produktionsfirma des an Lili Elbes Biografie angelehnten Films „The Danish Girl“ wiederhergestellt wurde.

 

Im autobiografischen Buch ‚Lili Elbe: Ein Mensch wechselt sein Geschlecht. Eine Lebensbeichte‘, hielt sie ihre bis heute bewegende Lebensgeschichte fest.

 

Autorin: Friederike Berger


"frauenorte sachsen"-Tafel zu Ehren von Lili Elbe am 17. Mai 2023 eingeweiht.

 

Unsere 34. Frauenorte-Tafel haben wir der dänischen Malerin Lili Elbe gewidmet. Die feierliche Einweihung hat im Rahmen der offiziellen Straßeneinweihung der Lili-Elbe-Straße in Dresden Johannstadt und des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHIT) am 17. Mai 2023 stattgefunden.

Die Veranstaltung eröffneten Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Stadt Dresden, und Leo Lentz, Stadtrat der Fraktion DIE LINKE, indem das Straßenschild der Lili-Elbe-Straße zeremoniell enthüllt wurde. Anschließend führte Alexander Bahr, Gerede e.V. Dresden, durch den weiteren Ablauf. Es schlossen sich Grußworte von Dirk Hilbert, Leo Lentz und Nora Eckert (Bundesverband Trans*) an.

Im Anschluss wechselte die Aufmerksamkeit auf die „frauenorte sachsen“-Stele für Lili Elbe. Einen biografischen Abriss über das Leben und Wirken von Lili Elbe gab Friederike Berger aus dem Frauen*stadtarchiv Dresden. Den Landesfrauenrat und das Projekt „frauenorte sachsen“ wurden von Susanne Köhler, Vorsitzende Landesfrauenrat Sachsen e.V., kurz vorgestellt.

Zum Abschluss und um dem IDAHIT gebührend Aufmerksamkeit zu geben, beteiligten wir uns an der Demonstration bzw. der Kundgebung des Gerede e.V.

 


Pressestimmen:

  • Tagesspiegel am 17.05.2023: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/kampf-um-anerkennung-und-gleichstellung-stadt-dresden-widmet-erster-transfrau-eine-strasse-9839921.html
  • Volksstimme am 17.05.2023: https://www.volksstimme.de/panorama/stadt-dresden-benennt-strasse-nach-erster-transfrau-lili-elbe-3612043
  • Tag24 am 17.05.2023: https://www.tag24.de/dresden/dresden-benennt-strasse-nach-transfrau-lili-elbe-2837795
  • Dresdner Neueste Nachrichten: https://www.dnn.de/lokales/dresden/dresden-lilli-elbe-strasse-wird-offiziell-eingeweiht-GASIW3EUCFDEBJFYUW7JGTCTFM.html
  • Tagesschau am 18.05.2023: https://www.tagesschau.de/inland/regional/sachsen/mdr-lili-elbe-strasse-in-dresden-eingeweiht-100.html

Kontakt

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