marianne Brandt

geb. Liebe | 1893-1983

Formgestalterin und Fotografin

Chemnitz

 


Foto: Marianne Brandt, (c) VG Bild-Kunst, Bauhaus-Archiv Berlin
Foto: Marianne Brandt, (c) VG Bild-Kunst, Bauhaus-Archiv Berlin

Marianne Brandt wurde am 1. Oktober 1893 in Chemnitz geboren. Nach dem Studium der Malerei und Plastik an der Weimarer Hochschule für Bildende Kunst und der Heirat mit dem norwegischen Künstler Erik Brandt immatrikulierte sie sich 1923 als Studentin am Bauhaus in Weimar. Dort besuchte sie zunächst den Vorkurs von László Moholy-Nagy und Josef Albers und erhielt Unterricht in Form- und Farbgestaltung von Wassily Kandinsky und Paul Klee. Im ersten Lehrjahr in der Bauhaus-Metallwerkstatt gestaltete sie Gebrauchsgeräte – wie ihre Ascheschalen und ihr halbkugelförmiges Tee-Extraktkännchen –, die das Programm des Bauhauses unter Walter Gropius umsetzten: funktional gestaltete, ökonomisch durchdachte und für die Serienproduktion geplante Gegenstände. Später am Bauhaus in Dessau trug sie als Mitarbeiterin wesentlich dazu bei, dass sich die Werkstatt von einer handwerklich und in Kleinserie arbeitenden Silberschmiedewerkstatt hin zu einer Modellwerkstatt entwickelte. Deren Entwürfe wurden tatsächlich in Großserien produziert – dies auch mit der sozialen Zielstellung, preiswerte und schöne Produkte für alle zu gestalten. Besonders durch ihre Zusammenarbeit mit den Lampenfirmen Schwintzer & Gräff in Berlin und Körting

& Mathiesen (Kandem) in Leipzig kam es zur seriellen Fertigung ihrer Lampenentwürfe.1929 leitete sie die Metallwerkstatt am Bauhaus, nachdem sie dort nach ihrer Lehrzeit unter männlicher Leitung nicht einmal die Gesellenprüfung zur Silberschmiedin hatte ablegen dürfen. Damit waren sie und Gunta Stölzl die einzigen Frauen in verantwortlicher Stellung am Bauhaus.

 

 Ihre weitere Arbeit als Formgestalterin im Architekturbüro von Walter Gropius in Berlin (1929) und als Leiterin der Entwurfsabteilung der Ruppelwerke in Gotha (1929-1932) wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, den sie nach der Scheidung von ihrem Mann 1935 ohne Arbeitsmöglichkeiten in ihrem Chemnitzer Elternhaus überstand.

 

 Die 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik knüpfte anfangs an die Ideale des Bauhauses an und verpflichtete dazu ehemalige Bauhäusler und Bauhäuslerinnen wie Marianne Brandt. Sie lehrte zunächst Formgestaltung an der Kunsthochschule in Dresden, dann in Berlin/Weißensee. Dieser hoffnungsvolle Neubeginn wurde durch die gegen das Bauhaus gerichtete Formalismus-Debatte in den 1950er Jahren in der DDR-Kulturpolitik unterbrochen und zwang Marianne Brandt zum zweiten Mal in die innere Emigration. Sie starb am 18. Juni 1983 in einem Pflegeheim in Kirchberg bei Zwickau.

 

 Marianne Brandt ging nicht nur als Formgestalterin eigenständig ihren Weg, sondern auch als Fotografin, Werbegrafikerin und als Gestalterin von Collagen.

 

 Die große Bedeutung ihres Werkes war in ihrer Heimat lange unbekannt. Produkte von ihr sind z. B. im Bauhaus-Gebäude wie auch im Bauhaus Museum (Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau) in Dessau zu sehen.

 

Autorin: Dr.in Anne-Kathrin Weise


Einweihung am 01. Oktober 2019 in Chemnitz

 

Fünfzehnte "frauenorte sachsen" Gedenktafel steht jetzt in Chemnitz

 

Am 1. Oktober 2019 wurde eine Gedenktafel zu Ehren Marianne Brandts in Chemnitz eingeweiht. Es ist bereits der dritte Frauenort in Chemnitz und insgesamt der Fünfzehnte, der im Rahmen des Projektes "frauenorte sachsen" bisher eingeweiht wurde.

An ihrem ehemaligen Elternhaus und dem heutigen Sitz des Marianne Brandt-Gesellschaft e.V., in dem einige Exponate ihrer Arbeit zu sehen sind, wurde dafür eine Tafel angebracht, die auf das außergewöhnliche Leben der Bauhauskünstlerin aufmerksam macht.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Pia Hamann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz, und Jessica Bock, Vositzende des Fachbeirates des Projektes "frauenorte sachsen". Dr. Jörg Feldkamp, Vositzender der Marianne Brandt-Gesellschaft e.V., und Prof. Clauss Dietel, der Marianne Brandt noch persönlich kennenlernte, hoben vor allem ihr künstlerisches Wirken hervor.

Abgerundet wurde das Programm durch Nadin Kretschmer, die Gedichte Marianne Brandts vortrug, und Alke Schmidt, die auf der Violine die Veranstaltung musikalisch begleitete.

 


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