margarete & elsbeth große

1876-1951 | 1879-1947

Ballonfahrerinnen, Alpinistinnen, Autorinnen

Meißen

Fotos: Privatbesitz Joachim Schindler
Fotos: Privatbesitz Joachim Schindler

Die Meißnerinnen Margarete und Elsbeth Große schrieben mit ihren Leistungen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts Ballonfahrt- und Frauen-Alpinismus-Geschichte.

 

Während Margarete Große eine Ausbildung als Lehrerin absolvierte, übernahm Elsbeth Große nach ihrem Schulabschluss die Pflege der Eltern und lebenslang die Hausarbeit für sich und ihre Schwester.

 

Erste Klettererfahrungen sammelten beide an Felsformationen im Meißner Gebiet und im Elbsandsteingebirge. Eine gemeinsame Sprach-Studienreise 1899 in den französischen Teil der Schweiz löste eine besondere Begeisterung für die Berge aus.

 

Im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts erwarben Margarete und Elsbeth Große als fünfte bzw. siebente Frau Deutschlands das Freiballon-Führerpatent. Ihre Ungarn-Fahrt 1910 mit 22½ Stunden Dauer und 871 km Entfernung, die erreichte Höhe von 6.000 Metern sowie ihre Ballonfahrt 1911 stellten Weltbestleistungen im Frauen-Ballon-Fahren dar. Damit galten sie als die erfolgreichsten Ballonführerinnen Deutschlands. Anerkennung ihrer besonderen Leistungen war 1913 die Wahl von Margarete Große in die Kartenkommission des Deutschen Luftfahrtverbandes.

 

Elsbeth und Margarete Große gehörten seit 1905 als erste Frauen der Alpenvereins-Sektion Meißen an, ab 1910 dem Österreichischen Alpenklub. Sie wirkten langjährig im Sächsischen Verein für Luftschifffahrt. Margarete Große war die einzige Frau in der Meißner Wissenschaftlichen Gesellschaft „ISIS“. 1911 porträtierte die französische Frauenzeitschrift „FEMINA“ Elsbeth und Margarete Große unter den fünfzehn weltweit besten Alpinistinnen.

 

Mit über 100 Zeitschriften- und Buchbeiträgen betätigte sich Margarete Große als vielseitige und mutige Autorin in der Ballon- und Alpin-Literatur. So trat sie z. B. 1925 mit dem Beitrag „Sollen wir deutschen Bergsteigerinnen einen eigenen Verein oder wenigstens eine eigene Alpenvereinssektion anstreben?“ für die Gleichberechtigung der Frauen in den alpinen Vereinen ein. Als Fremdsprachenkundige rezensierte sie sachkundig über Jahrzehnte für die Österreichische Alpenzeitung französische und englische Bergliteratur und alpine Zeitschriften.

 

Frühzeitig berichtete Margarete Große in Vorträgen über ihre Bergtouren und Ballonfahrten. Höhepunkt war ihr Auftritt als eine der ersten Frauen am Vortragspult des elitären „Österreichischen Alpenklub“ am 16. April 1914 in Wien.

 

Da Margarete Große nicht der NS-Partei angehört hatte, war die Siebzigjährige nach 1945 noch einige Jahre als geschätzte Lehrerin tätig.

 

Mit ihrem Erlebnisbuch „Frauen auf Ballon- und Bergfahrten“ (Wien 1951) hinterließ Margarete Große ein bemerkenswertes Dokument.

 

Margarete und Elsbeth Große waren mit ihrer Publizistik und ihren Vorträgen teilweise ihrer Zeit weit voraus. Ihre internationalen Kontakte und ihr konsequentes Eintreten für mehr Frauenrechte in der Ausbildung sowie im Ballon- und Bergsport waren herausragend.

 

Neunzehn Tagebücher mit Berichten über ihre Bergtouren und Ballonfahrten befinden sich heute im Archiv des Sächsischen Bergsteigerbundes in Dresden.

 

Autor: Joachim Schindler


43. Frauenort in Meißen eingeweiht.

 

Am 20. August 2025 wurde der 43. Frauenort in Sachsen und der dritte Frauenort in Meißen eingeweiht. Die Einweihung wurde von einem bunten Programm umrahmt. Zuerst wurden die Gäste von Frau Birke, der Leiterin des advita Hauses, begrüßt. Im Anschluss führte das ehemalige Meißner Frauentheater ein kleines szenisches  Spiel über die gewürdigten Schwestern auf. Dies leitete auf einen Redebeitrag des Regionalhistorikers und Autor des Tafeltextes Joachim Schindler über. Er hob die Lebensleistungen der Große Schwestern noch einmal hervor und betonte nochmals die Bedeutung des 20. August. Denn vor 69 Jahren - am 20. August 1956 - wurde die Asche der Alpinistinnen gemäß ihrem letzten Wunsch am Mont Blanc verstreut. Im Anschluss präsentierte Sabine Murcek, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Meißen, einen berühmten Neuzugang im Meißner Stadtarchiv. Sie hatte sich im Vorfeld der Einweihung dafür eingesetzt, dass eine Originalausgabe von Margaretes Buch zurück nach Meißen gelangt. Zum Abschluss wurde der Landesfrauenrat Sachsen e.V. und das Projekt frauenorte sachsen von Dr. Jessica Bock, Vorsitzende, vorgestellt. Zur feierlichen Enthüllung wurde zudem ein symbolischer Ballon gestartet. Als Ehrengäste begrüßten wir zudem zwei ehemaligen Schülerinnen von Margarete Große.

 

Die 43. Frauenorte-Tafel ist ab sofort am advita Haus, Neumarkt 51 in 01662 Meißen zu finden.


Pressestimmen:

  • Sächsische Zeitung: https://www.saechsische.de/lokales/meissen-lk/meissen/naechste-tafel-fuer-meissens-gipfelstuermerinnen-margarete-und-elsbeth-grosse-I7PTU6R7E5HSHJM42YJUNRQCAU.html [letzter Zugriff am 25.08.2025]
  • DieSachsen.de: https://www.diesachsen.de/meissen-news/neuer-frauenort-in-meissen-zu-ehren-von-margarete-und-elsbeth-grosse-3047419 [letzter Zugriff am 25.08.2025]
  • Sächsische.de: https://www.saechsische.de/lokales/meissen-lk/meissen/bergsteigerinnen-buch-der-grosse-schwestern-wieder-in-meissen-YZ72KTHAKRCHVJD6MHXCZNLGZQ.html [letzter Zugriff am 25.08.2025]
  • Meißen Fernsehen: https://www.meissen-fernsehen.de/mediathek/15810/Frauenort_Gedenktafel_eingeweiht.html [letzter Zugriff am 25.08.2025]

Kontakt

Landesfrauenrat Sachsen e. V.
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